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Die ökonomischen Kosten gesundheitlicher Defizite in der Europäischen Region: Hintergrundpapier 1
Kopenhagen; Weltgesundheitsorganisation. Regionalbüro für Europa; 2008. (WHO/EURO:2008-4078-43837-61721).
in De | WHOLIS | ID: who-350704
Responsible library: CH1.1
ABSTRACT
• Wirtschaftliche Entwicklung ist grundsätzlich günstig für die Gesundheit, andererseits kannGesundheit erheblichen wirtschaftlichen Nutzen abwerfen. Vor einigen Jahren konnte die WHOKommission für Makroökonomie und Gesundheit diesen Zusammenhang in Bezug auf Entwicklungsländer aufzeigen. Mittlerweile liegen etliche Arbeiten zur Beziehung Gesundheit–Wohlstand in der Europäischen Region der WHO vor. • Belege für die ökonomischen Kosten gesundheitlicher Defizite sind eine unabdingbare Voraussetzung, um den wirtschaftlichen Ertrag von Investitionen in die Gesundheit bewerten zu können. Es muss jedoch verstanden sein, was diese Kosten bedeuten und wie sie zu messen sind, damit solche Investitionen überlegt erfolgen. • Angesichts der Heterogenität der in der öffentlichen Debatte vertretenen Ansichtendazu, was „ökonomische Kosten gesundheitlicher Defizite“ tatsächlich bedeutet, ist vordringlichKlarheit über die unterschiedlichen Kostenkonzepte zu schaffen und ihre Relevanz zu beurteilen.Diese Konzepte lassen sich nach drei Kostenarten untergliedern (1) soziale Wohlfahrt, (2) mikround makroökonomische Kosten (3) Gesundheitsversorgungskosten. • Das umfassendste Konzept bezieht sich auf die Kosten gesundheitlicher Defizite für die soziale Wohlfahrt. Hier wird gemessen, welchen Wert die Individuen der Gesundheit zuschreiben. Damitist der intrinsische Wert der Gesundheit gemeint, der weit über irgendwelche Summen hinausgeht,die verdient würden, könnte ein Individuum ein längeres, gesünderes und produktiveres Leben führen. Der Wert der Gesundheit wird von den Menschen zwar hoch, aber nicht als unendlicheingestuft. • Es ist schwierig zu messen, welchen Wert Individuen der Gesundheit beimessen, denn dafür gibt es natürlich keinen Marktpreis. Dieser lässt sich jedoch aus Entscheidungenzwischen Geld und Gesundheit ableiten, z. B. wenn jemand bereit ist, eine gefährliche Arbeit auszuführen, dafür aber eine höhere Entlohnung verlangt. • Eine einfache Berechnung zeigt, dass sich in vielen Ländern der Europäischen Region der WHO zwischen 1970 und 2003 die Erträgefür die soziale Wohlfahrt durch eine höhere Lebenserwartung auf 29–38% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) beliefen – eine Größe, die die Gesamtausgaben für Gesundheit in den Ländern weit übersteigt. • Mikroökonomische und makroökonomische Kostensind greifbarere, aber begrenztere Maße für die Kosten gesundheitlicher Defizite • Für die mikroökonomische Ebene ist deutlich und zunehmend belegt, dass Gesundheitsdefizitedie Produktivität und Verfügbarkeit eines Individuums auf dem Arbeitsmarkt verringern. Verschiedenen Studien zufolge ist der Gesundheitsstatus sogar die wichtigste Determinante der Verfügbarkeit von älteren Arbeitskräften auf dem Markt. • Für die makroökonomische Ebene sind die Befunde weniger eindeutig. In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise, wonachGesundheitsdefizite sich in Entwicklungsländern nachteilig auf das Wirtschaftswachstumauswirken – eine Ansicht, der von neueren Forschungen jedoch widersprochen wird. Entsprechende Arbeiten zur Situation in entwickelten Ländern sind rar. • „Eine gesunde Bevölkerung bedeutet geringere Ausgaben für teure Gesundheitsversorgung.“ Das klingt einleuchtend, aber trifft es auch zu? Es gibt hierzu keine eindeutigen Erkenntnisse. Selbstwenn unter bestimmten Umständen eine bessere Gesundheit niedrigere Ausgaben nach sich zieht, werden andere Kostenfaktoren, insbesondere technologische Fortschritte, die dadurchermöglichten Einsparungen mehr als aufwiegen. Andererseits stützt weniges die Hypothese, dasseine bessere Gesundheit an sich einen erheblich kostentreibenden Faktor darstelle. • Es ist sinnvoll zu dokumentieren, ob und auf welchem Wege eine bessere Gesundheit greifbaremikro- und makroökonomische Vorteile erbringt und wie dadurch (in einigen Fällen) künftig dieGesundheitsversorgungskosten reduziert werden können. Dieser wirtschaftliche Nutzen ist jedochgering, verglichen mit den breiteren und relevanteren Erträgen für die Wohlfahrt,ausgedrückt als Geldwert, den die Bürger gesundheitlichen Verbesserungen beimessen. • Es empfiehlt sich für die Entscheidungsträger, Zugewinne an sozialer Wohlfahrt als Faktor in die Bewertung von Investitionen in Gesundheit einzuführen. Andernfalls könnte der tatsächlichewirtschaftliche Nutzen zu niedrig angesetzt werden.
Subject(s)
Full text: 1 Collection: 04-international_org Database: WHOLIS Main subject: Social Welfare / Health Care Costs / Cost of Illness / Europe Country/Region as subject: Europa Language: De Year: 2008
Full text: 1 Collection: 04-international_org Database: WHOLIS Main subject: Social Welfare / Health Care Costs / Cost of Illness / Europe Country/Region as subject: Europa Language: De Year: 2008